Rote Neonaten vs. Gelbe Neonaten

Allein der Gedanke daran, die wunderschönen Neonaten der Grünen Baumpythons, farblich direkt nach dem Schlupf in 2 Klassen zu unterteilen, beschert mir seit den Anfang 2000er Jahre Magenkrämpfe.

Vor dem Erscheinen der sogenannten und oft durch mangelnden Sachverstand falsch gedeuteten „Bibel der Baumpythonhaltung“, Das Kompendium von G. Maxwell, herrschte der gesunde Menschenverstand vor. Nicht zuletzt, da das Publikum in der Terraristik sich aus Haltern mit tiefgründigen Motivationen zusammensetzte. Die Freude an den Tieren, deren artgerechter Haltung und der Bau schöner Terrarienanlagen waren der Motor unseres Tun. Als Bestätigung und Krönung stellte sich nach langer Bemühung und ohne jegliche Rücksprache in sogenannten Fachforen, der Nachwuchs ein. Auch die Literatur war knapp und voller Lücken.                                         Alles bezog sich auf Wildfänge.

Zum Glück schrieb Markus Weier Ende der 1990er Jahre die erste weltweite Monografie zu diesem Thema. Damals ein Meilenstein der Literatur über Grüne Baumpythons / Morelia viridis, ist selbst in der heutigen Zeit diesem Buch sehr wenig hinzuzufügen. Er beschreibt darin eine natürliche, praxisbezogene und naturnahe Haltung. Sein Eigenbestand aus Tieren, einige davon weit älter als 30 Jahre, untermauern seine Theorien und Umsetzung.

Mit dem Erscheinen des Kompendiums, der deutschen Übersetzung aus dem Amerikanischen, änderte sich das komplette Verständnis in Sachen Baumpythonhaltung in Deutschland, der EU – ja sozusagen weltweit. Über die differenzierten Haltungsansichten aus diesem Buch gegenüber meinem Verständnis, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen.

Buch Justin Julander

Justin Julander hat mit seinem Buch: „Green Tree Pythons – Natural Hystory and Captive Maintenance“ / 2017 / Create Space Independent Publishing Platform, in die richtige Richtung gelenkt.

Auch er ist ein Verfechter naturnaher Terrarienbedingungen, war selbst schon im Habitat und ist ein promovierter Experte der Reptilinienhaltung.

 

Über Haltung lässt sich streiten oder es können verschiedene Ansätze plausibel erklärt werden, aber mit der Verherrlichung roter Neonaten gegenüber gelben brachte der amerikanische Autor G.M. Anfang 2000 eine Lawine ins rollen. Schlagartig fragte jeder angehende Pythonspezialist nur noch nach roten Jungtieren.

G.M. sah das größte Potential in roten Neonaten. Dass dieser Satz komplett auf seine Designerlinie gemünzt war, ging im Szeneapplaus unter. Zum Leidwesen gelber Neonaten.

Morelia azurea pulcher

In der Hoffnung, ebenfalls hochpreisige Designermorphen zu züchten, wurden ab jetzt konsequent rote Jungtiere unter den Profis angehäuft und kreuz und quer verpaart.

Gelbes Jungtier Morelia azurea pulcher

Der genetische Vorsprung von über 30, ja fast 40 Jahren Selektioszucht der Amerikaner, wurde komplett außer Acht gelassen. Und auch das weitaus bessere Ausgangsmaterial, welches sich die Urväter über dem Teich damals mit harten Dollars aus indonesischen Zuchtfarmen erworben hatten.

 

 

 

Dem Mythos „rote Jungtiere des Grünen Baumpythons ergeben die schöneren adulten Tiere“, scheint mittlerweile auch ein Ende gesetzt zu sein.

Zum Glück finden immer mehr Halter, gerade Neueinsteiger, wieder Gefallen an den ansprechenden, leuchtend gelben Neonaten.

 

 

Morelia azurea pulcher
Morelia azurea pulcher

Schöne Tiere mit ausgeprägten Rückenbändern in satten Blautönen, werden meist aus gelben Jungtieren hervorgehen.

Das war noch nie ein Geheimnis, sondern nur in Vergessenheit geraten.

 

 

Mit Glück, färben sich die kompletten dunklen Zeichnungselemente der gelben Neonaten Grüner Baumpythons blau um. Auch weiß wird dann blau.   Bei roten Jungtieren hingegen, oft nur die Umrandungen der weißen oder gelben Dreiecke vom Jugendkleid.

Morelia viridis, Sorong, Grüner Baumpython, Chondropython viridis, Festland Typus, male,

Selten werden diese blau. Meist färben Sie flächig grün um. Einige wenige weiße Schuppen können zurück bleiben.

 

 

 

 

Zweifels ohne sind rote Neonaten der Morealia azurea utaraensis „Hochlandtiere“,wie zb. Wamena oder Cyclops Mountains, wahre Juwelen mit ihrer kontrastreichen Lateralzeichnung im Jugendkleid.

Kopfportrait Morelia viridis, Grüner Baumpython, Chondropython viridis
Morelia azurea pulcher

Manokwari, Sorong oder Jajapuratiere, wie wir Sie gerne sehen, gingen meist aus gelben Jungtieren hervor.

Bei Lebewesen wie dem Grünen Baumpython, fällt es mir schwer in Klassen zu denken.

Die Aussage „mehr Potential“ macht dies aber unvermeidbar.

Wie genau die Färbug verläuft, ist in der Regel sowieso sehr individuell.

Sorong Siblings

 

 

Unterschiedlich von Tier zu Tier, selbst innerhalb eines Geleges.

 

 

 

 

Die Gesundheit der Tiere, Spaß am Hobby und der Arterhalt sollten eindeutig im Fokus des Halters stehen, nicht unbedingt optisch vergängliche Merkmale.