Positives vorab…
Mittlerweile wird dem Erwerb eines Grünen Baumpythons mehr Sorgfalt und Augenmerk geschenkt, als dies noch vor einiger Zeit der Fall war.
Spontankäufe auf Börsen treten wohl eher in den Hintergrund und gezielte Käufe bei renommierten Züchtern sind heutzutage die Regel. Auch dank Internet und einer weit verbreiteten und auskunftsfreudigen Gruppe von Spezialisten. Ein Glück für Mensch und Tier.
Der leider permanent fortwährende Raubbau an der Natur wird bei Reptiliensolange im großen Stil betrieben, wie sich Käufer für Wildfänge finden. Ich hoffe, dass die Vernunft der Halter, besonders von Neueinsteigern, durch ein geringeres Kaufinteresse von Wildfängen, den Handel solcher unrentabel macht. Dies wäre eine Chance für viele Tiere in ihrem Habitat verbleiben zu können. Die Nachzuchttiere decken mittlerweile den Bedarf der Terrarianer weitgehend und erfreuen sich in der Regel eines besseren Allgemeinzustandes. Gut eingewöhnte Nachzuchten von Morelia viridis sind dankbare Pfleglinge über mehrere Jahrzehnte. Umso ärgerlicher ist es, wenn plötzlich ohne erkennbaren Grund, eine Dislokation der Wirbelsäule, der sogenannte Knickschwanz, entdeckt wird. Dieser zeigt sich meist erst ab einem Alter von 1-2 Jahren. Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr einzelner Dislokationen weiter.
Und nun ?
Wir haben in der Aufzucht, unserer Meinung nach, alles richtig gemacht und trotzdem hat sich bei einem oder mehreren Tieren ein leichter Knick entwickelt. Woher kommt er? Welche Auswirkungen wird er haben? Gerade neue Halter zerbrechen sich den Kopf was nun zu tun ist. Vorab aber gilt es, sich einige Fakten klar zu machen.
Auffälligkeiten der Wirbelsäule
Wohl bei keiner weiteren, in Terrarien gepflegten Schlangenart, sind Dislokationen so häufig anzutreffen wie bei Morelia viridis. Selbst andere Vertreter der Gattung Morelia weisen diese Auffälligkeiten deutlich weniger auf (pers. Mittlg. Marc Mense). Allerdings findet man ähnliche Verwachsungen auch bei Corallus batesii (pers. Mittlg. Klaus Ecker). Seltsamer weise bei einer weiteren Spezies, die über den gleichen Körperbau verfügt, ebenfalls eine arboreale Lebensweise, sowie eine ähnliche Ernährungsphysiologie aufweist. Vieleicht sind die parallelen Auslöser in Körperbau, Lebensweise und Ernährung zu suchen? Oder etwa in der gleichen Haltung der Neonaten? Zumindest in der Terrarien Haltung sind diese Übereinstimmungen auffällig. Bei einem Knick in der Wirbelsäule, der oft als Delle oder Beule, häufig nur in bestimmten Positionen und Bewegungen der Schlange zu erkennen ist, sind ein oder mehrere Wirbel aus ihrer eigentlichen Position verschoben. Bänder, Sehnen sowie Muskeln, die für die Fixierung der Wirbelkörper zuständig sind, können diese nicht mehr in Ihrer korrekten Ausgangsposition halten. Gerade bei kleineren Fehlstellungen der Wirbel manchmal sogar nur zu ertasten. Weit verbreitet ist eine leichte Beule der Schwanzwirbelsäule in Höhe der Kloake. Wenige adulte Tiere sind 100% frei von diesem kleinen Makel, der sich gerade bei weiblichen Morelia viridis häufig nach der Ablage mehrerer Gelege zeigt. Weitere einzelne Knicke sind vom hinteren Bereich, kurz vor der Kloake bekannt und als Reihe von 2-3 kleinen Unebenheiten mehr oder weniger ausgeprägt sichtbar. Diese Stellen fühlen sich kantig und hart an. Sie sind zu sehen und mit Sicherheit zu ertasten. Betroffene Wirbel verharren in einer abweichenden Stellung und sind nicht in die korrekte Ausgangsposition zu bewegen. Achtung, auch nicht mit Gewalt! Eine künstliche Manipulation der Wirbelsäule durch den Halter wird mit Sicherheit nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Im Gegenteil, es können größere, schwerwiegende Schäden ausgelöst werden. Lässt ein Grüner Baumpython sein hinteres Körperteil beim Kot absetzen vom Ast hängen, werden diese Fehler oft erstmals bemerkt. In normaler Ruheposition sind Sie meist nicht sichtbar und bleiben lange Zeit unentdeckt. Auch in der Körpermitte werden einzelne Knicke beschrieben (pers. Mittlg. Julien Perri ). Zum Teil erst bei adulten Tieren. Diese Schäden sieht man in der Regel nur beim Hantieren mit den Schlangen z.B. beim Umsetzen zu Paarungszwecken oder bei Routinearbeiten. Mit Schrecken wird die Verschiebung einzelner Wirbel oder kleineren Wirbelgruppen registriert wenn die Schlange durch unsere Hände gleitet. In Ruhestellung bleiben diese Fehler unserem Auge lange verborgen.
Dislokation, aber woher ?
Über den Erwerb einer Skelettveränderung gibt es verschiedene Ansätze und Erklärungen. Ob es sich dabei tatsächlich um eine Dislokation im medizinischen Sinne oder um eine Luxation handelt, kann man als Laie sehr schwer bestimmen. Die Übergänge sind fließend, hängen auch stark mit Erwerb und Auswirkung zusammen und sind nur von Medizinern eindeutig zu bestimmen. Dies möchte ich mir hier nicht anmaßen. Ich werde bei der Verwendung von Dislokation bleiben, da er im allgemeinen Sprachgebrauch der Terraristik geläufiger ist. Jeder Halter kann sich die Beschreibungen bildlich vorstellen und fachkundige Mediziner mögen mir bitte dieses Halbwissen verzeihen. Ich möchte hiermit lediglich ein paar grundlegende Gedanken zu verschieden Dislokationen der Wirbelsäule von Morelia viridis, besprechen. Ein offener Umgang mit der Problematik könnte vielleicht zu verschiedenen Lösungsansätzen führen.
Fehler am dünnen Schwanzende:
Am hinteren Schwanzende auftretende Fehler entstehen in der Regel bei einem unsachgemäßen Umgang mit den Jungtieren. Sollten Sie mit Gewalt von Ihrem Liegeast gepflückt werden, ohne dass Sie selbst den Schwanz lösen, können solche Knicke gebildet werden. Auch eine Verletzung bei nächtlichen Streifzügen durch das Terrarium ist denkbar. Ein kurzes Einklemmen in schlanken Astgabeln, Lüftungsgitter, Blumentöpfen sowie Halterungen oder sonstigen Spalten ist oft der Auslöser. Ebenfalls ein wildes Beuteschlagen der jungen Pythons.
Dislokation einzelner Wirbel in Kloakennähe:
Der Klassiker aller Knicke ist der typische Knickschwanz in Höhe der Kloake. In extremen Fällen steht der Schwanz nach rechts oder links weg. Oft ist aber nur eine Einkerbung oder Delle zu erkennen. Nicht in jeder Position ist diese Stelle eindeutig auszumachen. Beim Koten, Paaren und Umherkriechen ist sie zeitweise sichtbar. Früher galt unsachgemäßes Sondieren als Auslöser. Heute weiß man, dass dies in den seltensten Fällen der tatsächliche Grund ist. Keineswegs soll hier die Sondierung junger Morelia viridis verharmlost werden. Dieser Eingriff zur Geschlechtsbestimmung sollte ausschließlich von einem geübten Fachmann und bei Tieren nicht unter einem Lebensjahr, praktiziert werden. Das Risiko einer nachhaltigen Beschädigung der Geschlechtsorgane sowie der Wirbelsäule ist allgegenwärtig. Die Dislokationen einzelner Wirbel ist bei gierigen Fressern, in Kombination mit heftigem Beuteschlagen, weit verbreitet. Solche Tiere lassen sich oft mit ihrem ganzen Gewicht plus das des Futtertieres gestreckt vom Ast fallen. Dieser Schlag, bei dem lediglich der Greifschwanz als Anker dient, geht voll auf den besagten Wirbelbereich in Kloakennähe. Bänder und Muskeln können diesen Beanspruchungen nicht standhalten und erlauben einzelnen Wirbeln aus ihrer Position zu entweichen. Da wir in der Regel übermäßig genährte Tiere in der Terrarienhaltung pflegen und zu dem gerne übergroße Beutetiere angeboten werden, fallen diese Schläge auf Bänder, Muskeln und Skelett, dieser ursprünglich schlank gebauten Reptilien, hart aus. Ein einziger Ruck oder Schlag kann eine Dislokation unwiderruflich auslösen. Spärlich gefütterte Tiere, oft schlechtere Fresser, zeigen diese Fehler im Umkehrschluss seltener. Schlanke Männer mit langen Futterpausen folglich ebenfalls. Die leicht gewichtigen Wildfänge oder Farmzuchten mancher Importeure weisen solche Knicke in der Regel auch nicht auf. Wobei man natürlich erwähnen muss, dass Händler in Indonesien Tiere mit schweren Fällen von Dislokationen, wahrscheinlich direkt aussortieren würden. Da Sie rein wirtschaftlich orientiert sind, versuchen Sie nur Ware zu exportieren, die auch gut weiterverkauft werden kann und wenigstens augenscheinlich in Ordnung ist. Tiere mit gut sichtbaren Knicken sind wertlos für die Händler. Aber trotzdem sollten ja Tiere mit kleinen Wirbelsäulenschäden den Weg nach Europa oder in die USA finden. Worin liegt der Unterschied zu Terrarientieren? Diesen Importtieren ist allen ein langsames Wachstum in Verbindung mit einem hohen Maß an Bewegung eigen, welches sich positiv auf die Entwicklung der Muskeln und Sehnen, in diesem Bereich, auswirkt. erfettete, übergewichtige Tiere zeigen hingegen meist ausnahmslos diese Auffälligkeit. Neonaten bilden Knicke an der Schwanzwurzel erst nach einem halben Jahr oder länger aus. Vorher werden die Tiere mit frisch geborenen Mäusen gefüttert. Dies scheint in Größe und Gewicht einer gut dimensionierten Mahlzeit zu entsprechen. Später werden dann proportional größere Futtertiere gereicht. Behaarte Mäuse bis hin zu Springern bzw. Babyratten kommen auf den Plan. Ab jetzt werden die ersten Knicke bei belasteten Tieren sichtbar. Junge Baumpythons, die ich konsequent mit kleinen Futtertieren ernährt hatte, weisen bis dato deutlich weniger Auffälligkeiten in Bezug auf Wirbelsäulenschäden auf. Arboreale Schlangen, wie Morelia viridis, sollten wohl lang und schlank gebaut bleiben. Ein gestreckter Körper mit großem Kopf. Keinesfalls rund und fett. Dieser Körperbau sollte die Gefahr einer Dislokation einzelner Wirbel stark herabsetzen. Ich möchte mich an dieser Stelle aber ausdrücklich gegen den Erwerb von importierten Wildfängen aussprechen. Lediglich der Vollständigkeit halber und zur Darstellung der Fakten habe ich dieses Thema kurz angeschnitten. Durch gezielte und sparsame Ernährung sind solche Knicke bei unseren Terrarientieren ebenfalls auf ein Minimum zu reduzieren. Wildfänge bringen dahingegen meist viele andere größere Probleme mit sich.
Unregelmäßigkeiten im hinteren Körperteil:
Diese, sogar öfter als kleine Serie sichtbare oder zumindest fühlbare Wirbelsäulenschädigung ist ebenfalls weit verbreitet. Gerade bei weiblichen Grünen Baumpythons kommt dies öfters vor. In der Regel tauchen diese kleinen Knicke nach den ersten Eiablagen auf. Extrem große Gelege fettleibiger Tiere scheinen sich kontraproduktiv auszuwirken. Diese Tiere neigen oft auch zum Ansammeln der Exkremente über mehrere Fütterungen hinweg. Besonders bei Grünen Baumpythons, die in sehr kleinen Terrarien gepflegt werden, die ihren Aktionsradius somit sehr einschränken, neigen dazu. Wird jetzt kein entsprechender Temperaturgradient geschaffen, der die Tiere zur Bewegung animiert, werden gerade solche Exemplare oft, über mehrere Wochen, regungslos auf Ihrem Vorzugsplatz verharren. Dies wird durch Tag und Nacht betriebene Heizplatten an der Terrariendecke gefördert. Diese mangelnde Bewegung ist natürlich wenig förderlich für einen arttypischen Muskeltonus im hinteren Körperteil, ja eigentlich der gesamten arboreal lebenden Schlange. Schwache Muskeln und Sehnen, sowie schwammiges Bindegewebe fördern diese Auffälligkeiten immens. Dabei drückt, gerade in diesem Fall, ständig von der Konsistenz her gipsartiges Urat gegen die Wirbelsäule und kann somit maßgeblich zu einer Dislokation, infolge einer übermäßigen Dehnung der fixierenden Sehen und Bändern, beitragen. In extremen Fällen kann dies leider mit einem Darmvorfall einhergehen. Der in Mitleidenschaft gezogene Bereich hält unter Umständen den Enddarm nicht mehr in seiner Ausgangsposition und ermöglicht einen Prolaps. Auch das andere Extrem kann entstehen. Kot oder Eier können nicht mehr abgesetzt werden. Die Verformung der Wirbelsäule kann eine Passage unmöglich machen. Der Verlauf ist meist progressiv. Aber auch Tiere mit großen Knicken sind bekannt, die problemlos seit Jahren Eier und Kot absetzen (pers. Mittlg. Stefan Seidel, pers. Beobachtung ). Bei älteren Zuchtweibchen sind kleine Unregelmäßigkeiten in diesem Bereich keine Seltenheit, ja fast schon normal, zumindest in der Terrarienhaltung. In freier Wildbahn bekommen die Tiere sicher nicht so viele Gelege in ihrem Leben. Die Gelegegrößen werden wohl auch kleiner ausfallen und die Abstände dazwischen wesentlich länger sein. Zum Erstgelege wird es kaum nach 3,5 Jahren kommen. Erst im Alter von 4-6 Jahren sind die Tiere vermutlich erstmals in der Lage ein Gelege auszubilden. Bis dorthin konnten sich Muskeln, Sehnen und Wirbelsäule natürlich optimal und schonend entwickeln. Auch das lange Aufziehen der Jungschlangen in den beliebten „Rackdosen“ ist eine Überlegung wert. Fast alle Halter von Morelia viridis sind auf diese Aufzuchtsmethode übergewechselt. Die praktischen und hygienischen Vorteile überwiegen die optischen Einbußen dieser Methode. Allerdings darf man hier den Absprung nicht verpassen. In der Regel haben die Dosen eine Kantenlänge von 20×20 cm. Für die Einzelhaltung von Jungschlangen, bis zu einem halben Jahr, hat man mit dieser Methode perfekte Ergebnisse erzielt. Aber spätestens dann, müssen die Tiere in größere, voll eingerichtete Terrarien, umziehen. Jungschlangen sind sehr bewegungsfreudig und benötigen ein geräumiges Arial um dies ausleben zu können. Dieses täglich „Training“ fördert natürlich die Muskelbildung und somit die Stabilität der gesamten Wirbelsäule (pers. Beobachtung ). Mir tut es weh, adulte Tiere wegen Platzmangel, in Schuhkästengroßen Kunststoffcontainern zu sehen. Die meist flüchtige Zusatzbemerkung “ nur vorübergehend “ beruhigt mich an dieser Stelle nicht. Vieleicht sollte man dazu übergehen, nur so viele Individuen Grüner Baumpythons zu pflegen, wie man auch artgerecht unterbringen kann. Ich möchte hier aber nicht zu sehr vom eigentlichen Thema abschweifen …
Knicke der Wirbelsäule in Körpermitte:
Über Tag liegen Grüne Baumpythons meist auf ihren Vorzugsplätzen. Oft in Deckung hinter der Bepflanzung. Nachts kann es aber anders aussehen. Gerade in den ersten Stunden der Dunkelheit kommt Bewegung ins Spiel. Extrem bei männlichen Tieren während der kühleren Paarungsphase. Oft wird stundenlang im Terrarium umhergestreift um einen weiblichen Grünen Baumpython ausfindig zu machen. Da kann es geschehen, dass der hitzige Freier aus dem Astwerk auf den Terrarienboden fällt. In Terrarienhaltung kriechen Schlangen über kleinste Kanten und Vorsprünge wie Scheibenprofile usw. um den gesamten Raum voll zu nutzen. Beim Abrutschen fallen Sie dann unsanft auf die Einrichtung, dem Terrarienboden entgegen. Spontane Verletzungen können die Folge sein. Solche Pannen treten meist erst bei adulten Tieren mit entsprechender Körpermasse auf. Jungschlangen fallen wohl sanfter zu Boden. Da Sie ja von Haus aus leichter sind, verringert sich die Gefahr einer Schädigung. Vor Stürzen ist man das ganze Schlangenleben leider nicht sicher. Gut durchkonzeptionierte Terrarienanlagen, mit sicher verankerten Einrichtungsgegenständen, wirken natürlich erfolgreich entgegen. Je nach Ausbildungsgrad der Dislokation kann sogar eine Lähmung der hinteren Wirbelsäule ausgelöst werden. Dieser Schaden ist leider ebenfalls irreparabel.
Veränderung der Halswirbelsäule:
Unmittelbar hinter dem Kopf, ja im ersten Viertel der Schlangen, habe ich bis dato noch keine Auffälligkeiten wahrgenommen und auch noch nie von anderen Haltern mitgeteilt bekommen.
Schlüpflinge mit extremen Verwachsungen der Wirbel:
Auch in der pränatalen Entwicklungsstufe eines Grünen Baumpythons können Dislokationen auftreten. Oft führen Sie zum Absterben des jungen Lebens noch vor dem ersehnten Schlupf. Wie Korkenzieher können einzelne Jungtiere verwunden und verdreht sein. Sollte doch ein erfolgreicher Schlupf erfolgen bzw. durch Schlupfhilfe ermöglicht werden, gehen die Überlebenschancen gegen Null. Ob es generell Sinn macht die Aufzucht solcher Tiere zu befürworten ist ein anderes Thema. Eine Euthanasie ist hier wohl ein zu vertretender Schritt. Schwere Fehlentwicklungen ganzer Gelege gehen in der Regel mit suboptimalen Bedingungen während der Inkubation oder in der Haltung des graviden Weibchens einher. Die optimale Bruttemperatur ist leider immer noch ein weltweit diskutiertes Thema, mit verschiedensten Ansichten, bei unter Umständen ähnlichen Ergebnissen. Extrem hohe Bruttemperaturen können womöglich ebenfalls Auslöser vermehrter Mißbildungen der Neonaten sein. Wo aber genau extrem hoch anfängt, ist noch nicht mit Sicherheit geklärt. Bruttemperatur bzw. Brutfehler als weitere mögliche Ursache von Defekten bis hin zum Absterben schlupfreifer Jungtiere, möchte ich an dieser Stelle aber nicht weiter erörtern, dazu gibt es umfangreiche Ausarbeitungen der Thematik (Ross & Marzec 1994, Kroneis 2012 ). Auch eine Verwachsung der feinen Schwanzspitze in eine Art, ja ich möchte sagen Ringelschwanz, habe ich schon beobachtet. Dieser Fehler in Verbindung mit weiteren Knicken ging eindeutig auf das Konto einer falschen Haltung während der Trächtigkeit des Weibchens. Der Auslöser war damals ein handelsüblicher Keramik Heizstrahler. Auch andere Halter haben diese bittere Erfahrung gemacht (pers. Mittlg. S. Arth & S. Baus). Leichte Missbildungen an 1 bis 2 Tieren pro Gelege können durchaus spontan auftreten ohne dass ein gravierender Fehler in der Eizeitigung zu suchen ist. Sollte die Anzahl verschwindend gering bleiben, kann man dies fast als normal ansehen. Eine Änderung in Haltung und Inkubationstechnik wird keine maßgeblichen Änderungen bewirken.
Knickschwanz, was nun ?
Als Jungtier sind Grüne Baumpythons in der Regel makellos. Ob einzelne Tiere eine Dislokation ausbilden und in welchem Maße, ist jetzt noch nicht erkennbar. Zum Glück für die Tiere. Bei unserem menschlichen Run nach Makellosigkeit würden viele Tiere wohl ein trauriges Schicksal erfahren wenn der Halter um die weitere Entwicklung bereits jetzt Bescheid wüsste. Nur 100% optisch fehlerfreie Tiere würden den Besitzer wechseln. Aber ist eine leichte Dislokation tatsächlich ein Fehler? Ich behaupte ja, aber nur ein Schönheitsfehler. Zum Glück meist lediglich von optischem Belang. Nur in extremen Fällen wird die Dislokation zu einem ernsten Problem für das betroffene Tier. Diese Tiere sind aber optisch direkt zu erkennen und sollten auch nur mit Anmerkung den Besitzer wechseln. In der Regel verbleiben diese Tiere bei Ihrem Züchter, sind die Knicke extrem Ausgeprägt und als Jungtier schon deutlich sichtbar. Im Verhältnis zu Atemwegsinfektionen oder Verlusten von trächtigen Weibchen sind Ausfälle durch Dislokationen wohl nicht erwähnenswert. Trotzdem werden solche Tiere, gerade von Neuanfängern, skeptisch betrachtet. Die Gefahr einen frischen unbehandelten Wildfang, mit all seinen beherbergten Bakterienstämmen und sonstigen Parasiten zu verlieren, ist um ein vielfaches höher als den Verlust eines Grünen Baumpythons infolge einer Wirbelsäulendislokation. Solche Tiere werden gemieden wie sauer Bier. Mir bot sich der Eindruck, dass manche Blutlinien mehr zu Wirbelsäulenschäden neigen als andere. Aus belasteten Linien scheinen öfter solche Tiere hervorzugehen als aus anderen. Ein kleiner Prozentsatz ist wohl öfter in Gelegen vertreten aber erst in einem Alter von 1-2 Jahren sichtbar. Die wenigsten Halter bemerken dies, da Sie in der Regel keine kompletten Würfe unter gleichen Bedingungen aufziehen und die Tiere nach 1-2 Jahren noch objektiv miteinander vergleichen können. Selbst dann würde die individuelle Handhabung jeder einzelnen Schlange sowie ihr persönliches Verhalten und Beuteschlagen, das Ergebnis verfälschen. Der von uns bestimmte Typus bzw. die Lokalform unserer Pfleglinge, scheint allerdings keinen Einfluss auf die Ausbildung von Unregelmäßigkeiten der Wirbelsäule zu haben. Bei größeren und stärkeren Tieren z.B. der Biak Lokalität treten Unregelmäßigkeiten ebenso auf wie bei verhältnismäßig kleineren Tieren wie denen des Sorong Typus. Oberflächlich betrachtet zeigen sehr viele in Gefangenschaft gepflegte Morelia viridis kleine Dislokationen. Auf Fotos sind diese Veränderungen nur in Extremfällen zu sehen. Selbst Tiere mit schwersten Knicken sehen in ihrer Ruhestellung meist fehlerfrei aus. Die Dunkelziffer der betroffenen Tiere ist wahrscheinlich extrem hoch, da mit Grünen Baumpythons im günstigsten Fall nicht hantiert wird. Lediglich beim Sondieren oder zu Paarungszwecken gleiten die Pythons durch die Hände ihrer Pfleger. Jetzt erst fallen einem aufmerksamen Beobachter Unregelmäßigkeiten auf. Wobei viele Halter keine Makel ihrer hochdotierten Tiere eingestehen wollen und nur bei Extremfällen darüber reden. Nur dann, wenn es ohnehin jedem Betrachter auffällt und sich ein Gespräch darüber nicht mehr vermeiden lässt. Tiere mit kleinen, fast nicht sichtbaren Fehlern, gelten natürlich immer als fehlerfrei. Was in meinen Augen ja auch durchaus legitim sein kann. Je nach Bewusstsein und Sichtweise des Halters zur Thematik. Ein einziger Fall ist mir bekannt, in dem eine starke Dislokation der Wirbelsäule in Kloakennähe, mit zunehmendem Alter wieder deutlich besser geworden ist (pers. Mittlg. Thomas Gehr). Aufgefallen ist die Dislokation in einem Alter von ca. 13-14 Monaten. Heute, in einem Alter von 25-26 Monaten, hat sich die Fehlstellung deutlich zurückentwickelt. In Ruhestellung fast nicht mehr sichtbar. In der Regel verläuft aber eine Dislokation eher progressiv. Mit Glück werden die Knicke nicht zunehmend schlechter sondern stagnieren. Oft nehmen Sie aber im Alter zu. Nach Eiablagen, Beuteschlagen oder auch durch sonstige Verletzungen im Terrarium. Leider ist man auch bei absolut fehlerfreien Tieren nicht sicher, dass die Schlangen im späteren Verlauf ihres Lebens keine Knicke erwerben wird. Durch was auch immer. Ein kleiner Unterschied in der Pflege zu augenscheinlich fehlerfreien Morelia viridis ist eine gezielte Kontrolle der Region des Greifschwanzes. Sollte in diesem Bereich eine Dislokation vorliegen, kann es zu Häutungsschwierigkeiten kommen. Häutungsreste werden dann kurz manuell abgelöst. Selbst bei größeren Knicken ist dies aber die Ausnahme. Die Tiere leben gut damit, solange keine starken Lähmungen vorliegen. Wie erwähnt können dann Darmvorfälle oder Legenot das Leben des Tieres erschweren. Ein männliches Tier ist bei mir, während der stürmischen Paarungszeit, anscheinend nachts vom Ast gefallen. Am Morgen bemerkte ich ein eigenartiges Verhalten in der hinteren Körperhälfte. In den nächsten Wochen stellten sich die Folgen des Unfalls als eine Lähmung der kompletten hinteren Körperhälfte heraus. Der Python konnte nicht einmal mehr in arttypischer Ruhestellung verweilen. Es blieb leider nichts anderes übrig, als das Tier abzutöten. Dies war zum Glück der einzige dramatische Verlauf eines Knickes bei Morelia viridis, den ich erlebt habe. Vor dem Unfall war das Tier ca. 4 Jahre alt und absolut fehlerfrei. Man ist leider nie sicher. Von einem genetischen Hintergrund der Dislokationen ist wohl in der Regel nicht auszugehen, da sich Dislokationen nicht vererben. Zumindest sind mir keine Fälle bekannt. Tiere mit Fehlern, gerade mechanisch erworbenen Knicken, bringen in der Regel trotzdem fehlerfreie Jungtiere zur Welt. Diese bleiben auch in ihrem späteren Verlauf unauffällig. Aber auch aus der Verpaarung von zwei absolut makellosen Tieren können einzelne Neonaten schlüpfen, die im späteren Alter kleine Fehler aufweisen. Zu genetischen Analysen würde es aber eine breit angelegte Versuchsreihe erfordern, die nach meinem Wissensstand, nie durchgeführt wurde. Ständiges Verpaaren blutsverwandter Tiere kann ein vermehrtes Auftreten von Wirbelsäulenfehlern begünstigen. Gerade wenn die Ursache in schwachem Gewebe und schlechtem Muskeltonus dieser Linie zu suchen ist. Diese negativen Merkmale werden natürlich in einer reinen Linienzucht verstärkt. Um den Fall von Inzestbedingten Schädigungen auszuschließen, sind nach Möglichkeit keine Geschwister untereinander zu Verpaaren. Mir persönlich sind kleine Unstimmigkeiten meiner Tiere mittlerweile egal. Anfangs zerbrach ich mir ständig den Kopf über mögliche Ursachen und suchte das Gespräch mit anderen Haltern und Züchtern die einen Blick über einen größeren Bestand Grüner Baumpythons haben. Alle machten unter dem Strich die gleichen Beobachtungen wie ich selbst. Dies scheint also mehr oder weniger die Regel in Terrarienhaltung zu sein. Auch bei unserer Gattung gibt es Abweichungen der Idealmaße 90/60/90. Man hat sich aber trotzdem an sämtliche abweichende Figuren gewöhnt. Da es sich bei Morelia viridis ebenfalls um Lebewesen handelt, sollten wir vielleicht unsere Sichtweise und Ansprüche in Sachen Perfektion überdenken. Auch ein Tier mit leichten optischen Fehlern, sollte einen hohen Stellenwert in unserem Bestand haben. Wir können lediglich durch eine optimale Haltung und Unterbringung sowie einen schonenden Umgang mit den Tieren, einem Erwerb einer Dislokation präventiv entgegenwirken. Eine behutsame Geschlechtsbestimmung mittels Sonde sowie eine gut durchkonzeptionierte Terrarieneinrichtung tragen ebenfalls erheblich dazu bei. Die Ernährung dieser baumbewohnenden Riesenschlange sollte grundsätzlich überdacht werden. Mehr können wir als Halter, in Sachen Dislokation der Wirbelsäule, leider nicht tun.